† Deutschsprachige russisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Hamburg

Pilgerfahrt Zum Heiligen Berg Athos

Pilgerfahrt Zum Heiligen Berg Athos Mai 2009

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Ein kurzer Reisebericht der Gemeindemitglieder Bernd-Joachim – Michael – Corneliu – Walter-Johannes

16.05. Anreise mit Bernds Auto nach Berlin zum Flughafen Schönefeld – Thessaloniki – mit Taxi nach Ouroanopilis (hier 1 Übernachtung). Ouranoupolis ist die Grenzstadt vor der Mönchsrepublik Athos. Der Name Ouranoupolis bedeutet die Himmelsstadt und verbindet das weltliche Griechenland mit der geistlichen orthodoxen Kirche. Ouranopolis befindet sich 120 km von Thessaloniki entfernt. Die Hafenstadt fügt sich harmonisch in die Landschaft zwischen dem gebirgigen Festland und dem Meer ein. Zwischen den historischen und architektonischen Sehenswürdigkeiten gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten zum Ausruhen.

17.05.    Mit der Fähre an der felsigen Küste entlang bis Dafni. Der Hafen des Athos ist der kleine Ort Dafni, etwa in der Mitte der Westküste. In den wenigen Häusern leben rund 20 Menschen. Hier befinden sich auch das Zollamt, ein Büro der Hafenpolizei und eine Post.Einmal täglich, nach der Ankunft des Schiffes aus Ouranoupolis, fährt von hier ein kleiner Bus die neuangekommenen Pilger (so auch wir) in die Athos-Hauptstadt Karyes. (Karyes ist das Verwaltungszentrum der Mönchsrepublik Athos. Der Ort liegt in der Mitte der Halbinsel in 370 m Höhe und ist von einem Haselnuss- und Wallnusswald umgeben. Hier befindet sich eine Art Parlament, in dem die Vertreter der 20 Klöster zusammenkommen um alle nötigen Entscheidungen zu treffen. )  Hier sind wir dann umgestiegen in einen anderen Bus, der uns  auf die andere Seite des Athos zum Kloster Vatopaidi gebracht hat. (Das Kloster Vatopedi wurde im Jahre 972 von den Mönchen Athanasios, Nicholas und Antonios gegründet. Alle drei waren Schüler des Athanassios Athonitis, dem Gründer des ältesten Athos-Klosters Megistis Lavras. Einer anderen Überlieferung zufolge soll der Klostergründer allerdings Kaiser Theodosios der Große gewesen sein (4. Jh.).  – Die Anlage wirkt wie eine Festung mit verschiedenen Flügeln und Türmen. Es leben hier ca. 120 Mönche.. Die heutigen Gebäude des Klosters stammen aufgrund der vielen Reparaturen, Anbauten und Renovierungen aus verschiedenen Epochen und fast alle sind um den großen Innenhof angeordnet.)  Empfang mit Sukomi, Sipurro,Wasser. Weiterer Ablauf: Vesper – Übernachtung – Orthos und Lithurgie von 3:30 bis ca. 7:15.

18.05.    Nach Liturgieende im Kloster Vatopaidi Frühstück und anschl. Fußmarsch ca, 7,5 km durch felsiges Territorium zum Kloster Iviron. (Das Kloster Iviron liegt ungefähr in der Mitte der Ostküste der Athos-Halbinsel oberhalb des Meeres. Als Gründungsjahr gilt das Jahr 980. Das Kloster wurde an einer Stelle errichtet, an der einer schönen Überlieferung zufolge die Gottesmutter an Land gegangen sei und Gott gebeten habe, ihr den Agion Oros als ihren «Garten» zu schenken. Deshalb wird der Heilige Berg Athos auch «Garten der Gottesmutter» genannt.) Empfang mit Sukomi, Sipurro,Wasser und/oder Kaffee griechisch / Nachmittags ca. 45 Minunten Fußmarsch zum Kloster Stavronikita an der Küste. (Mächtig und imposant erhebt sich das Kloster Stavronikita mit seinem Wachturm an der Felsenküste ungefähr in der Mitte der Ostseite der Athos-Halbinsel und bietet einen herrlichen Ausblick auf die Ägäis. Sein Gründer war laut der Athos-Überlieferung ein Würdenträger des Kaisers Ioannis Tsimiskis, nämlich Nikephoros Stavronikitas (10. Jh.), dem das Kloster auch seinen Namen verdankt. Das Kloster ist dem Heiligen Nikolaos geweiht. Einer alten Überlieferung zufolge wurde die Mosaik-Ikone des Heiligen Nikolaos von Fischern im Meer entdeckt. Auf der Stirn des Heiligen klebte eine Muschel. Die Fischer lösten sie ab, und darauf hin floss aus der Ikone Blut). Fußmarsch zügig am Strand zurück zum Kloster Iviron, um hier den Beginn der Vesper nicht zu verpassen – Übernachtung

19.05.    Orthos+Liturgie von 3:30 bis 7:30 und Frühstück im Kloster Iviron. Dann wieder ein ordendtlicher Fußmarsch durch felsiges Gelände bei „bestem Wetter“ zum Kloster Karakalou. Dort trafen wir nach dem üblichen Empfang (Sukomi, Sipurro,Wasser und/oder Kaffee griechisch) den Mönchs-Diakon Eugenius. Er ist Grieche und spricht perfekt Deutsch, was auf sein Studium in Deutschland zuzurückzuführen ist. Er hatte uns schon regelrecht erwartet und hat es sich nicht nehmen lassen, abends nach der Vesper mit uns spazieren zu gehen und sich mit uns intensiv über „Gott und die Welt“ zu unterhalten. Eugenius hat eine außerordentliche Ausstrahlung. Eine Unterhaltung mit Ihm kann für jeden einzelnen ein Gewinn sein. Er betet dafür, das die Gemeinde unseres Vaters Kontanstin eine neue Kapelle bekommt.  (Das Kloster Karakalou wurde erstmals in einem Dokument aus dem Jahre 1018 erwähnt. Im 13. Jahrhundert wurde es völlig zerstört und von den Kaisern Andronic II. und Ioannis V. Paleologos wieder aufgebaut. Aber die Zerstörungen nahmen bis heute kein Ende. Im 14. Jahrhundert war das Kloster Angriffen von Kreuzrittern und Piraten ausgesetzt. Im 16. Jahrhunder wurde es noch einmal völlig zerstört und mit finanzieller Unterstützung des Herrschers von Moldavien wieder aufgebaut. Schließlich verursachte im Jahre 1988 ein Feuer große Zerstörungen. Heute ist Karakalou aber in alter Form wiederhergestellt. Etwa 20 Mönche leben hier.)
Ich persönlich habe mich hier besonders wohl gefühlt. Das Innere des Klosters erinnert an ein kleines mediterranes Dorf mit engen Gassen. An diesem Tag sind wir ca. 30 Minuten zwischenzeitlich zum Kloster Filotheou marschiert, wo es einen deutschen Mönch gibt. Allerdings war ein Treffen nicht möglich, da er sich gerade in seiner Ruhephase befand.
(Das Kloster Filotheou liegt in 533 m Höhe an der Ostseite der Athos-Halbinsel. Den Quellen zufolge wurde es im letzten Viertel des 10. Jahrhunderts von einem Mönch namens Philotheos gegründet. Die ersten drei Jahrhunderte liegen im geschichtlichen Dunkel verborgen. Das änderte sich erst im 14. Jahrhundert, als es 200 Jahre lang von Serbischen und Bulgarischen Mönchen bewohnt wurde. Als die slavischen Mönche das Kloster gegen Ende des 16. Jahrhunderts verließen, fiel es wieder in die Vergessenheit zurück. Im 18. Jahrhundert machte die griechische Prinzessin von Moldawien dem Kloster große Schenkungen, die genutzt wurden um Gästezimmer, Mönchszellen und Kapellen zu bauen und es so herzurichten, wie wir es heute kennen.)
Übernachtung in Karakalou

20.05.    Nach Orthos+Liturgie im Kloster Karakalou von 3:45 bis 7:30 Fußmarsch durch mittelalterlich anmutendem Wald  und wieder felsigem Gelände zur Skite Tou Laakkou.

DIE SKITE TOU LAKKOU befindet sich auf der Nordost-Seite der Athos-Halbinsel zwischen dem Kloster Aghiou Pavlou, zu dem die Skite gehört, und dem Turm der Almaphinen. Sie wurde im 18. Jahrhundert errichtet und besteht aus 25 Kalyves, von denen heute die meisten von rumänischen Mönchen bewohnt sind. Das Kyriakon der Skite ist ein moderner Bau. Handschriften und Zimelien besitzt die Skite nur wenige. Die gedruckten Bücher sind in rumänischer Sprache verfaßt.)

Auf dem Weg zur Skite kamen wir an einer Klosterzelle (Kellion) vorbei, die den Namen (und ich hoffe, das ich das richtig widergebe) „Kellion der Entschlafung der Heiligen Gottesmutter Maria“ trägt. Hier leben 3 Mönche in gestandenem Alter, die uns freundlichst empfangen haben. Der Jüngste ist 71 Jahre alt und spricht gebrochenes Rumänisch. Der Älteste und Abt  ist 94 Jahre und sitzt im Rollstuhl. Die Herzensgute und Liebe, die uns diese 3 Mönche gezeigt haben, werde ich nie vergessen. Wir durften die kleine Kapelle besichtigen. Diese Klosterzelle wurde 1895 erbaut und befindet sich quasi im Urzustand. Der Abt erteilte uns allen Vieren den Segen für eine gute Weiterreise, die dann nicht zu Fuß, sondern mit einem grünfarbenen Unimog über einen äußerst holprigen Waldweg erfolgte. Der Fahrer war rumänischer Landarbeiter. Auf dem Unimog trafen wir noch 2 rumänische Pilger aus Brasov (Kronstadt), mit denen wir dann gemeinsam zur Skite Tou Lakkou fahren konnten. Vesper und Abendessen sowie Übernachtung….

21.05.    Feiertag zu Ehren des Heiligen Nikolaus, was eine besonders lange Phase (ca. 5 Stunden) von Morgengebeten und  Liturgie zur Folge hatte. Nach dem Frühstück hat uns der Abt eine Fahrgelegenheit mit einem Jeep organisiert (Fahrer ein Mönch), der uns zur Anlegestelle beim Kloster Aghiou Pavlou gebracht hat. Von hier wollten wir zum Kloster Simonos Petra mit einer Fähre fahren. Allerdings mussten wir ziemlich lange warten. Und als endlich eine Fähre kam,  fuhr diese erstmal in die andere Richtung, was einen ordentlichen Umweg zur Folge hatte. Doch dieser Umstand stellte sich als Glücksfall heraus, denn so bekamen wir die Gelegenheit mit der Fähre die ganze Westküste entlang bis zur Spitze des Athos zu fahren. Vorbei an vielen Felsen und Stränden mit sauberem Wasser. Auf den Felsen viele kleine Klosterzellen, wo teilweise Einsiedler-Mönche leben, die ihre Unterkünfte nur vom Wasser aus erreichen können. Einige helfen sich mit Seilen. Am späten Nachmittag erreichten wir dann das Kloster Simonos Petra.
(Das siebengeschossige Kloster Simonos Petra ist vielleicht das gewagteste Bauwerk auf dem Berg Athos und eine Perle klösterlicher Architektur. Es wurde vom heiligen Simon gegründet, der Mitte des 13. Jahrhunderts hier lebte Überlicher Empfang (Ihr wisst schon) – Vesper – Übernachtung. Der Legende nach sah Simon, der hier als Einsiedler lebte, am Weihnachtsabend ein Licht auf dem Gipfel eines steilen Felsens. Er verstand dies als göttlichen Auftrag hier ein Kloster zu errichten. Der Bau begann im Jahre 1362 dank großzügiger Spenden des Serbischen Herrschers Ugliesa. Simon nannte das Kloster wegen seiner Vision am Weihnachtsabend “Neu Betlehem” und erst in späteren Zeiten erhielt es den Namen seines Erbauers.

Im Jahre 1581 zerstörte ein Feuer sämtliche Gebäude. Das wiederaufgebaute Kloster wurde 1626 von einem zweiten Feuer verwüstet und durch ein drittes Feuer im Jahre 1891 schließlich völlig dem Erdboden gleich gemacht. Damals verbrannten auch das Katholikon, die Schatzkammer und die Bibliothek. Die Mönche konnten nur sich selbst und einige wenige Reliquien vor den Flammen retten. Der Wiederaufbau wurde möglich durch Spenden, die die Mönche in Russland sammelten und jetzt wurde auch der siebengeschossige Flügel hinzugefügt.)
Üblicher Empang (Ihr wisst schon) – Vesper (nach der Vesper Besichtigung und Verehrung der Reliquien – hier haben wir  u.a. die abgehackte Hand der Maria von Magdala gesehen) – Übernachtung.

22.05.    Morgengebete und Liturgie im Kloster Simonos Petra mit außerordentlich schönen byzantinischen Gesängen eines Mönchschores, der seinensgleichen sucht.

Dann wieder Fußmarsch (abwärts) zum Kloster Grigoriou.
Imposant erhebt sich das Kloster Gregoriou über den Felsen an der Südwestküste der Athos-Halbinsel, in einer herrlichen Gegend zwischen dem Kloster Simonos Petra und dem Kloster Dionysiou. Es wurde im 14. Jh. gegründet und ist dem Heiligen Nikolaos geweiht. Als Gründer des Klosters Gregoriou gilt der Asket Gregorios Sinaitis, dem es auch seinen Namen verdankt. Das heutige Katholikon stammt aus dem Jahr 1768.

Die Wandmalereien (1779) sind Werke der Kunstmaler Gabriel und Gregorios aus Kastoria und beeindruckend ist auch das Templon. Im Kloster gibt es zahlreiche Kapellen.
Hier trafen wir den Mönch Alexandros, ein Österreicher, der in Wien geboren ist. Er erzählte uns aus seinem Leben. Er spricht außer Deutsch noch Griechisch und Englisch. Sein Studium absolvierte er in England, lebte einige Jahre in Kanada und sieben Jahre in Sinai. Letzterer Aufenthalt war allerdings laut seiner Aussage sehr schwer, weil er von einigen dort lebenden Juden nicht gut behandelt wurde (er wollte aber nicht näher darauf eingehen). Trotz seiner gesundheitlichen Probleme bringt er einem besonders viel Herzensgüte entgegen und würde sich sehr freuen, eines Tages wieder Besuch von Pilgern unserer Gemeinde zu erhalten. Vielleicht klappt es ja schon wieder im Oktober.
Weiter ging es mit der Fähre über Dafni zum Kloster Panteleimon.
Das Kloster Agios Panteleimon, bekannt auch unter dem Namen Rossikon (d.h. das russische), liegt ungefähr in der Mitte der Westküste der Athos-Halbinsel am Meer. Im 11. Jh. war es an einer Stelle weiter östlich gegründet worden. Der heutige große Klosterkomplex stammt aus einer späteren Epoche (1765). Das neue Kloster beeindruckt mit großen mehrstöckigen Gebäuden, den hohen Kuppeln seiner Kirchen, der riesigen Glocke und dem Reichtum der Stifterinschriften. Sein Katholikon wurde von 1812-1821 dank einer Spende des griechischen Fürsten Kallimachis aus der Moldau-Walachei gegründet. Das Templon ist ein Werk russischer Kunsthandwerker und auch die Wandmalereien stammen von russischen Künstlern, die andere, zu einem früheren Zeitpunkt von Griechen geschaffene Kunstwerke zudeckten.
Dieses Kloster ist schon von weitem leicht an den grünen Kuppeln bzw. Dächern der Gebäude zu erkennen. Z.Zt. ist es hier wie auf einer großen Baustelle.
An der Rezeption trafen wir einen Mönch aus der Ukraine, dessen Urgroßvater auch Mönch war. Nach der Revolution hat er sich stärker mit dem Mönchsleben seines Urgroßvaters beschäftigt und entschloss sich schließlich auch Mönch zu werden.

Nach dem üblichen Empfang sind dann Corneliu und Michael noch zum alten Russikon gegangen.

Abends Vesper – Abendbrot – und Besichtigung der Reliquien – Übernachtung.

23.05.     Von 3:45 bis ca. 7:30 Morgengebete und Liturgie. Auch hier besticht der Mönchschor besonders. Allerdings mehr nach Bolschoi-Art.
Dies war unsere letzte Station und das Frühaufstehen hat vorläufig ein Ende gefunden.

Rückfahrt mit der Fähre bis Ouranopolis. Mit Taxi zum Flughafen Thessaloniki.

©  2009 Walter-Johannes Thobaben

 

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