† Deutschsprachige russisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Hamburg

Hl.Paisij Welitschkowskij

Dem Starez Paisij kommt eine ganz besondere Bedeutung in der Wiederbelebung des Mönchtums und asketischen Lebens zu. Er selbst hat einen langen Weg geistigen Suchens und innerer Schwankungen zurückgelegt und im Laufe seines über siebzig Jahre währenden Lebens an vielen Plätzen gewirkt. Die Tätigkeit des Starez Paisij beschränkte sich nicht allein auf die Moldau. Bereits in den ersten Jahren seiner Wirksamkeit in den moldawischen Klöstern stand er in reger Beziehung zu einigen eifrigen Asketen in Zentralrußland, die von dem zeitgenössischen Klosterleben enttäuscht waren. Im Laufe weniger Jahre waren die von Paisij geführten Klöster zu Wallfahrtsstätten geworden. Durch diese Pilgerfahrten kam der junge Starzennachwuchs in unmittelbare Berührung mit Paisij und brachte auf diese Weise in viele kleine Einsiedeleien der Heimat neues Leben. Durch die gleiche Zielrichtung standen sie untereinander zum größten Teil in mehr oder weniger enger Verbindung und bildeten so ein geistiges Netz, das sich über ein großes Gebiet des Landes erstreckte.

Das Leben des Hl. Paisij Welitschkowskij.

Starez Paisij über das Mönchsleben.

Über das Geistigen Gebets, das Jesusgebetes.

Paisij hate keine leichte Aufgabe, das Koinobitenleben mit dem Starzentum zu verbinden. Selbst die Mönche, denen die Wichtigkeit der Starzenführung im asketischen Leben bekannt war, wollten ihr doch keinen Platz im Gemeinschaftsleben einräumen, denn sie waren der Ansicht, daß die Tätigkeit eines Starez nur in Verbindung mit dem Skitieben und der Idiorrhythma innere Berechtigung haben könne.
Noch zur Zeit Paisijs waren die Gebirgs- und Waldgegenden der Moldau so einsam und unbegangen, dass sie vielen für ein Skitieben günstig erschienen, und nicht nur alte erfahrene Mönche, sondern auch zahlreiche Anfänger ließen sich dadurch verlocken, ein Dasein in der Abgeschiedenheit der dunkeln Wälder einem Leben im Kloster vorzuziehen.
Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hinein war in der Moldau und Walachei das „Tun des Geistigen Gebetes” wenig bekannt und verbreitet. Aus dem Leben des Starez Paisij wissen wir, dass er mit der Einführung des Jesusgebetes oftmals bei den Mönchen auf Widerstand stieß. Schon im Dragomirna-Kloster sah er sich genötigt, eine Verteidigungsschrift für das Geistige Gebet abzufassen, worin er mit Beweisen aus den Kirchenvätern gegen die Verleumder dieses Gebets vorging und die gefährlichen Meinungen und Stimmungen rechtzeitig zu unterdrücken versuchte. Es scheint auch, dass für eine gewisse Zeit und besonders in den von ihm geleiteten Klöstern seine asketische Anschauung über den Ungehorsam siegte und der Widerstand gebrochen wurde. Aber zwanzig Jahre später, noch kurz vor seinem Tode, traf ein Schreiben ein, worin die alten Mönche eines benachbarten Klosters in der Bukowina darüber klagten, dass „das Unkraut des Unwissens und der Verleumdung wieder emporschießt”, und der greise Starez musste noch einmal seine frühere Verteidigungsschrift, in etwas verkürzter Fassung, hinaus senden.
In diesem Schreiben gibt Paisij einen lesenswerten Bericht über den hesychastischen Streit im 14. Jahrhundert und versucht, auf Grund vieler Zitate aus den Schriften der Kirchenväter und der Hesychasten das Tun des Geistigen Gebets zu verteidigen und zu stützen. Aber zugleich ist dieses Schreiben auch einerseits wichtig für die Erkenntnis der Persönlichkeit des Starez selbst und seiner asketischen Anschauungen und anderseits für das Verständnis der Bedeutung des Geistigen Gebets in der religiös-erzieherischen Überlieferung des Starzentums.
Der Kampf um das Jesusgebet, der mit einem Sieg Paisijs endete, spielte eine große Rolle in der Geschichte des russischen Starzentums. Nach den Worten Paisijs steht es im Mittelpunkt der geistigen Führung und Erziehung der Starzen, besonders des jungen Nachwuchses in den Klöstern, und zwar sowohl in Russland selbst wie auch bei den russischen Mönchen auf dem Athos. Es ist ein wesentliches Werkzeug für unsere Rettung, das wir „jede Stunde und jede Minute in unseren Händen haben”, wie der heilige Serafim von Sarow mehr als einmal betont hat.

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