† Deutschsprachige russisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Hamburg

Hl.Nil Sorskij

Wenn die vorstehende Lehrschrift in der Hauptsache ein formelhaftes und mehr äußeres Verstehen der Führung vermittelt, wenn sie ihrem Geiste nach den überall in jener Zeit verbreiteten Vorstellungen von einem vollkommenen Klosterwesen sehr nahe kommt, so weist der heilige Nil Sorskij mit seinem eigenen Leben und seinen Anschauungen auf ganz neue Wege hin, auf denen die altrussische christliche Askese nun fortzuschreiten sucht. Für das kirchliche Leben, das damals vor zwei Entscheidungen stand: sich entweder den bereits „byzantinisch” erstarrten Formen des Kirchenlebens unterzuordnen oder aus dem Geist der alten Ostkirche wieder frische Kräfte zu gewinnen, ersteht in Nil Sorskij der Hauptvertreter der letzteren Richtung.

Das Leben des Hl.Nil Sorskij

Aus der Vorrede: Von den Schriften der heiligen Väter über die Tat des Denkens, über die Bewahrimg des Herzens und des Geistes, wozu es nützlich ist und wie man sich mit Sorgfalt darum bemühen soll Viele heilige Väter weisen darauf hin, indem sie mancherlei Beispiele für die Tat des Herzens, die Bewahrung des Denkens und des Geistes anführen, wie ein jeglicher von ihnen durch die Gnade Gottes in gleichem Sinne belehrt worden sei. Erstlich ist es ein Wort des Herrn selber, welcher sprach: „Aus dem Herzen kommen böse Gedanken, und sie verunreinigen den Menschen” (vgl. Mt 15, 18), und lehrte „das Inwendige des Gefäßes vor allem zu reinigen”, und daß es sich zieme, „im Geist und in der Wahrheit anzubeten” (vgl. Joh 4, 23 f.). Dahin führen mich auch (die Worte) des Apostels, welcher sprach: „So ich mit der Zunge bete, das heißt mit den Lippen, so betet wohl mein Geist mit; aber mein Verstand bringt keine Frucht; so ich mit dem Geist bete, so bete ich auch mit dem Verstand” (vgl. 1 Kor 14, 14). Solches hat der Apostel über das Geistige Gebet hinterlassen und es noch mehr bekräftigt, als er sagte: „Ich will lieber fünf Worte mit dem Verstand reden, denn zehntausend Worte mit der Zunge” (1 Kor 14, 19). Der heilige Agathon sprach: „Die leibliche Tat gleicht dem Blatte, die innere, das heißt die des Geistes, aber ist eine Frucht.” Sodann führt dieser Heilige den furchtbaren Spruch an: „Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.” Und dies sagten noch die Väter: „So man nur mit den Lippen betet, den Geist aber vergißt, so betet man in die Luft; da doch Gott auf den Geist merkt.” Die heiligen Väter, ich meine nicht nur die Eremiten, die ehedem in den weiten Wüsten gelebt, die in Einsamkeit den Geist bewahrt und die Gnade empfangen haben und zu Leidenschaftslosigkeit und Seelenreinheit gelangt sind, sondem auch die in Klöstern weilten, welche der Welt am nächsten in Städten lagen: wie einst Symeon der Neue Theologe und ein Starez Symeon von Studion im heiligen und großen Studion-Kloster, inmitten einer von Menschen angefüllten Hauptstadt, mit ihren geistigen Gaben wie Gestirne leuchteten. Und so auch Niketas Stethatos und viele andere. Und der heilige Gregor der Sinait hat nicht nur den Eremiten und den in der Abgeschiedenheit Lebenden das Nüchternsein und das Schweigen befohlen, also die Bewahrung des Geistes zu üben, sondern auch denen, die in Koinobien sind, darauf achtzuhaben und darum besorgt zu sein. Dies Wenige habe ich, wie ein Hund die Brotkrumen, aus vielem aufgelesen, was vom Wortgastmahl der göttlichen Väter, meiner Gebieter, abgefallen ist; möchte ich sie doch nur ein geringes nachahmen können!

8 Wörter

Wort 1. Von den Unterschieden im Streit der Gedanken, von dem Siegen und Besiegt werden, und wie wir den Leidenschaften kraftvoll widerstehen können.

Wort2 . Von unserm Streiten mit dem Vorgesagten, wie dies durch das Andenken an Gott und die Bewahrung des Herzens, das heißt mit Gebet und Stillschweigen des Geistes, zu besiegen sei, und wie man dabei handeln solle, auch über mancherlei Fähigkeiten hierzu

Wort 3. Von den Versuchungen unseres Streitens und Siegens und den acht hauptsächlichen Versuchungen der Leidenschaft

Wort 4. Von den Gedanken über den Tod und das letzte Gericht, wie uns dieses belehren soll, die Versuchungen in unserem Herzen zu bändigen.

Wort 5. Von den Tränen, und was denen zu tun ziemt, die sie bekommen wollen.

Wort 6. Von der eigenen Bewahrung hernach.

Wort 7. Von der wahren Entsagung und Abgeschiedenheit, das heißt, vom Absterben für alle DingeWort

Wort 8. Wie es sich gebührt, dieses Tun mit geeigneten Mitteln und nicht vorzeitig auszuführen

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