Archive for Januar, 2011
Hunger nach Gott
Ein Disput über den Menschen
1.
Der deutsche Philosoph und Materialist Ludwig Feuerbach hat den berühmten Satz formuliert: „Der Mensch ist, was er isst”. Mit diesem Satz wollte er ein für alle Mal abrechnen mit den idealistischen Spekulationen über die Natur des Menschen; in Wirklichkeit aber brachte er, ohne es zu wissen, gerade die religiöse Idee des Menschen zum Ausdruck. Denn lange vor Feuerbach ist in der Bibel die gleiche Definition vom Menschen gegeben worden.
In der biblischen Erzählung von der Erschaffung des Menschen wird er als ein hungriges Wesen gekennzeichnet und die ganze Welt zur Nahrung des Menschen bestimmt. Unmittelbar auf das Gebot der Mehrung und der Inbesitznahme der Erde empfiehlt Gott den Menschen, sich von der Erde zu nähren: „Sehet an, Ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.” (Gen 1,29). Um zu leben, muss der Mensch essen; er soll die Welt in seinen Körper aufnehmen und in sich verwandeln zu Fleisch und Blut. Tatsächlich ist er, was er isst. Und die ganze Welt wird in der Bibel gezeigt als ein Festmahl, das für ihn aufgetragen ist. Und dieses Bild des Mahles durchzieht die ganze Bibel wie ein roter Faden. Es ist das Bild des Lebens bei seiner Entstehung, das Bild des Lebens an seinem Ende. „Dass ihr essen und trinken sollt an Meinem Tisch in Meinem Reich,” spricht Christus (Lk. 22,30).
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