Das Gebet in der Kirche

DAS GEBET IN DER KIRCHE.

Wenn Sie zum Gebet in eine Kirche kommen, beeilen Sie sich nicht! Lassen Sie sich Zeit, danach wird Ruhe in Ihre Seele einkehren und Sie werden Ihre Anliegen konzentrierter ausdrücken können, derentwegen Sie gekommen sind. Vielleicht ist es besser, zuerst Kerzen vor den Ikonen der Heiligen aufzustellen, vor denen Sie beten oder die Sie verehren möchten. Dann werden Sie die nötige geistliche Einstellung spüren, in der es leicht und wohltuend ist zu beten. Bemühen Sie sich, niemanden zu stören und selbst nicht gestört zu werden. Man sollte nie auf einen bestimmten Platz vor einer Ikone bestehen, sondern ihn gegebenenfalls abtreten.
Der orthodoxe Gottesdienst umfasst unser gesamtes Leben: das weltliche und das spirituelle Leben, unsere Freude und unsere Trauer.
Im Gottesdienst gibt es sowohl Platz für das persönliche als auch für das gemeinsame Gebet. Wenn Sie die Zeit haben, bleiben Sie bis zum Ende des Gottesdienstes! Die Zeit, die Sie in der Kirche verbringen, wird Ihnen hundertfach zurückgegeben – als Nutzen für Seele und Leib. Selbst wenn Sie die Sprache des Gottesdienstes nicht verstehen, aber eine tiefe innere Notwendigkeit verspüren, mit allen Betenden und dem Priester dem Gottesdienst zu folgen, bleiben Sie in der Kirche und tauchen Sie in die dort herrschende Gebetsstimmung ein! Auch wenn Sie stumm in der Kirche stehen, können Sie innerlich am gemeinsamen Gebet teilnehmen.

DIE ANREDE DER GEISTLICHKEIT.

Wenn Sie mit einem Priester sprechen möchten, fragen Sie am besten die Mitarbeiter in der Kirche, ob er anwesend ist und wo Sie ihn antreffen können. Befindet er sich im Altarraum, können Sie einen Kleriker bitten, ihn zu rufen. Sollte der Priester nicht hinauskommen können, sind Sie bitte nicht enttäuscht; wenn sich ein Priester auf einen Gottesdienst vorbereitet, darf er dabei nicht gestört werden.
Wenn Sie zu einem Priester treten, verbeugen Sie sich vor ihm und bitten ihn um seinen Segen. Dazu legen Sie eine Handfläche in die andere (die rechte in die linke) und neigen den Kopf. Der Priester wird Sie mit dem Kreuzzeichen segnen. Dabei hält er die Finger so, dass sie die griechischen Buchstaben „IC XC” bilden, die für „Jesus Christus” stehen.
Nachdem Sie den Segen empfangen haben, küssen Sie die Hand des Priesters, die Sie gesegnet hat, als wäre es die Hand Christi selbst. Denken Sie niemals, der Priester habe keine Zeit für Sie und Ihre Fragen! Der Priester in der Kirche ist Ihr Hirte. Er muss auf all Ihre geistlichen Nöte eingehen und Ihnen helfen. Verschweigen Sie deshalb keine wichtigen Fragen, die Sie ohne Priester nicht lösen können, aus falscher Bescheidenheit. Wenn es sich jedoch um eine Frage handelt, die auch ein Laie beantworten könnte, sollten Sie keinen Priester fragen. Manche Fragen können auch einem Diakon, Altardiener oder Lektor gestellt werden. Fragen zur Beichte, zur Buße und sehr persönliche Fragen sind jedoch nur dem Hirten, dem Priester, zu stellen.

WÄHREND DES GOTTESDIENSTES.

Jeder Gläubige sollte den Gottesdienst kennen und verstehen. Der beste Weg dazu ist der regelmäßige Kirchgang.
Wenn sich die Königstür öffnet und der Priester „Gebenedeit sei unser Gott” oder „Gebenedeit sei das Reich” ausruft, bekreuzigen wir uns und verneigen uns. Wir bekreuzigen uns auch mit einer darauf folgenden kleinen Verneigung nach jeder Bitte einer Ektenie, wenn der Chor „Herr, erbarme dich” oder „Gewähre, o Herr” antwortet, wenn der Priester oder der Lektor den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist nennt, aber auch bei anderen Lobpreisungen Gottes, wie beim Singen oder Lesen von „Kommt, lasst uns anbeten”….”, „Heiliger Gott…”, „Alleluja…” oder beim Nennen der heiligen Gottesmutter. Das Gleiche gilt für die Bitte, die mit den Worten „Rette, o Gott…” beginnt, sowie beim Singen des Magnifikat in der Matutin nach jedem Refrain, der mit den Worten „…Dich preisen wir” endet.
Während der Liturgie bekreuzigen wir uns außerdem mit einer Verneigung am Ende des Glaubensbekenntnisses, beim Nennen der Personen der Heiligen Dreifaltigkeit sowie bei den Ausrufen „Lasset uns schön dastehen …”, „Das Siegeslied singend …” ”, „Nehmet, esset… “, „Trinket alle daraus…“, „Das Deine von dem Deinen… “, und beim „Vater unser“.
In einigen Fällen neigen wir nur unseren Kopf, ohne das Kreuzzeichen zu machen, z. B. bei den Ausrufen des Priesters „Friede allen”, „Die Gnade unseres Herrn … , „Und es seien die Erbarmungen unseres großen Gottes … mit euch allen“.
Wenn der Priester mit diesen Worten alle Gläubigen in der Kirche segnet, legt man die Hände nicht zusammen, wie es bei einem persönlichen Segen der Fall ist. Wenn der Priester oder Diakon zur Beräucherung aus dem Altarraum kommt, neigt man das Haupt, wenn man beräuchert wird. Wenn der Priester mit einem Kreuz segnet, machen wir ein Kreuzzeichen und verneigen uns.
Es ist schwierig, sich all diese Regeln sofort zu merken, aber wenn man die Kirche regelmäßig besucht und sich bemüht, den Gottesdienst zu verstehen, merkt man sie sich wie von selbst. Vorerst kann man sich aber bekreuzigen und eine Verbeugung machen, wenn der Priester oder Diakon es tut.
Soll man während des Gottesdienstes mit dem Chor mitsingen? Wenn die ganze Gemeinde singt, ist es wünschenswert, mitzusingen. Dabei sollte man sich aber bemühen, erstens nicht lauter als die anderen und zweitens im gleichen Ton zu singen. Wenn aber nur der Chor singt, sollte man nicht mitsingen, da man sonst den Chor oder den Zelebranten stören könnte. Bei der Nachtwache werden die Gläubigen mit heiligem Öl gesalbt und erhalten so einen besonderen Segen. Nach der Lesung des Evangeliums bringt ein Altardiener ein kleines Gefäß mit dem heiligen Öl und einem Pinsel. Der Priester salbt zuerst sich selbst und danach die Gläubigen, indem er ein Kreuz auf ihre Stirn zeichnet. Wenn Ihre Stirn mit Haaren oder einem Kopftuch bedeckt ist, schieben Sie diese beiseite, damit der Priester Sie salben kann. Zur Salbung geht man nach dem Küssen des Evangeliars oder der Festtagsikone. Während der Salbung sollten Sie dem Priester keine Fragen stellen, da der Gottesdienst noch nicht beendet ist. Leider beachten das viele Gläubige nach der Salbung nicht und beginnen, sich mit ihren Bekannten zu unterhalten. In dieser Zeit wird jedoch der Festtagskanon gelesen. Dies ist einer der wichtigsten und inhaltreichsten Momente in der Nachtwache. Hören Sie deshalb aufmerksam zu, um nicht nur den Sinn des Festes, sondern auch den christlichen Glauben besser zu verstehen!
Darf man während des Gottesdienstes in einem Gebetbuch mitlesen? Ja. Mithilfe des Gebetbuchs können Sie den Gottesdienst besser verstehen und bewusster mitbeten.
Welche Gebetbücher sind gemeint? Erstens ist dies das Buch „Nachtwache und Liturgie”, zweitens das Gebetbuch, das auch eine kurze Erklärung des Gottesdienstes beinhaltet, und drittens das Liturgikon, das sich an Geistliche richtet. Wie sollen diese Bücher verwendet werden? Um die liturgische Ordnung nicht zu missachten, betet man nur jene Worte und Gebete still mit, die vom Chor gesungen werden. In diesen Büchern wird der Chor mit dem Wort „lik” bezeichnet. Wenn es sich um Gebete handelt, die der Priester laut oder leise spricht, kann man sie mitlesen, um zu verstehen, wofür der Priester betet. Man darf sie aber nicht im eigenen Namen beten, da dieses Recht nur dem Priester zusteht.
Es gibt besondere Gebete und heilige Handlungen beim Gottesdienst, bei denen man einen Kniefall machen soll: bei der Göttlichen Liturgie bei folgenden Ausrufen: „Lasset uns danken dem Herrn”, „Vornehmlich für unsere allheilige …“, „Das Heilige den Heiligen“ und bei der Liturgie der Vorgeweihten Gaben in der Großen Fastenzeit macht man einen Kniefall, wenn das Gebet des heiligen Ephräm des Syrers gelesen wird (dreimal so, wie es der Priester auf dem Ambo oder im Altarraum tut). Während des Gesangs „Nun dienen die himmlischen Mächte unsichtbar“ macht man ebenfalls einen Kniefall. … “, während des Gesangs „Es steige mein Gebet auf …“ und wenn der Priester ausruft: „Das Licht Christi erleuchtet alle“.
Die Kirche sollte erst nach dem Entlassungssegen am Ende des Gottesdienstes verlassen werden.
Vor dem Verlassen der Kirche können Sie die heiligen Ikonen küssen. Wenn Sie zur Tür der Kirche kommen, drehen Sie sich noch einmal zum Altar, machen drei Kreuzzeichen und verneigen sich. Nachdem Sie die Kirche verlassen haben, bekreuzigen Sie sich noch einmal und verneigen sich vor dem Haus Gottes.
Wenn Gläubige in die Kirche kommen, um an sakramentalen Feiern teilzunehmen, sollten sie einige allgemein gültige Regeln beachten. Beim Sakrament der Taufe kann grundsätzlich jeder anwesend sein. Wenn der für die Taufe vorgesehene Raum jedoch zu klein ist, dürfen nur die Taufpaten anwesend sein. Alle Anwesenden müssen mit dem Priester beten, wie es bei anderen Gottesdiensten üblich ist.
Während der Aussegnung stehen die Verwandten, die Bekannten und alle, die gekommen sind, um sich vom Toten zu verabschieden, an beiden Seiten und hinter dem Sarg. Der Platz zwischen Sarg und Altarraum bleibt frei. Alle halten bei der Aussegnung Kerzen in den Händen.
Wenn Sie sich vom Verstorbenen verabschieden, bekreuzigen Sie sich, sprechen leise die Worte „Verzeih mir und bete für mich zum Herrn” und küssen das Stirnband, das auf dem Haupt des Verstorbenen liegt. Die Kerzen können Sie auf den Friedhof mitnehmen und während der Beerdigung anzünden. Sie können die Kerzen auch auf dem Grab zurücklassen.
Wo immer Sie auch sein mögen, es ist immer angebracht, einem Geistlichen mit dem nötigen Respekt zu begegnen. Dafür genügt es, sich vor ihm zu verneigen. Damit bezeugen Sie Ihre Ehrerbietung vor seinem Rang und vor seinem Urbild, also Christus. Es ist nicht unbedingt notwendig, einen Priester auf der Straße um den Segen zu bitten. Wenn Sie es jedoch möchten, können Sie dies tun.

DAS ÄUSSERE.

Für einen frommen Christen hat das Äußere eine große Bedeutung, da es eng mit seinem inneren Zustand verbunden ist. Die Frömmigkeit selbst beginnt im Inneren, in der Seele. Das Streben nach Reinheit des Herzens führt auch zur äußeren Reinheit. Demut und Bescheidenheit werden durch bescheidene Kleidung und demütiges Benehmen sichtbar. Die Stille der Seele leitet zu leisem Sprechen, zurückhaltender Gestik und Mimik sowie rücksichtsvollem Reden. Der gläubige Mensch ist in allem – innerlich wie äußerlich – bestrebt, Maß und Ordnung zu halten. Das Benehmen und das Äußere eines Christen sind nicht zufällig, unnötig oder überflüssig.
Erfahrene Gottesdienstbesucher zeichnen sich durch eine behutsame Haltung gegenüber allen Dingen aus – den Kerzen, den Namenszetteln und sogar dem Geld. Laute Gespräche und übertriebene Gestik sind in der Kirche unangebracht.
Das Bild des orthodoxen Christen hat sich im Laufe von Jahrhunderten geformt und ist weithin erkennbar. Dieses Bild ist zur Tradition geworden, wenn nicht sogar zur ungeschriebenen Regel.

DIE SAUBERKEIT.

Körperliche Sauberkeit ist für alle verpflichtend, insbesondere für diejenigen, die die heilige Kommunion empfangen. Die Haare der Männer müssen ordentlich gekämmt und gebunden sein (wenn sie lang sind), damit sie die heiligen Gaben nicht berühren, die sie empfangen werden. Die Haare der Frauen müssen mit einem Tuch bedeckt sein.

DIE KLEIDUNG.

soll dem Geschlecht entsprechen. Frauen sollen ein Kleid mit langen Ärmeln oder eine Bluse (ebenfalls mit langen Ärmeln) und einen Rock tragen, der die Füße so weit bedeckt, dass sie nicht auffallen.
Hosen, die als vornehmlich männliche Kleidung gelten, sind für Frauen unangebracht.
Männer tragen Hosen (aber keine kurzen) und ein Hemd mit langen Ärmeln. Jeans sind zulässig, sofern sie nicht zerrissen oder schmutzig sind. Überhaupt soll die gesamte Kleidung sauber sein. An Feiertagen darf sie auch festlich sein und den Farben der Priestergewänder sowie dem Schmuck der Kirche entsprechen.

SPENDEN.

In der Regel werden Geldspenden getätigt. Es ist jedoch auch möglich, Gegenstände zu spenden, die im kirchlichen Alltag verwendet werden, wie beispielsweise einen Kelch, ein Evangeliar, Kerzen, Wein, Stoff oder Öl für die Öllichter. Auch Lebensmittel für den Tisch der Geistlichen können gespendet werden.
Spenden können sowohl für die Kirche als auch für die Geistlichen bestimmt sein. In letzterem Fall werden sie persönlich übergeben.
Jede Spende wird von Gott als ein von Herzen kommendes Opfer der Gläubigen angenommen. Spenden können auch als Entgelt für das Totengedenken von Verwandten gegeben werden.en.

 

((Книга о церкви: Лоргус,Дудко))

(использованы кадры из фильма “Азбука Православия”)

Back to Top
Don`t copy text!