Das Verhalten in der Kirche

VOR DEM BETRETEN DER KIRCHE.

Wenn sich orthodoxe Gläubige einer Kirche nähern, bekreuzigen sie sich zunächst und vollziehen eine kleine Verbeugung. Das Kreuzzeichen sollte mit Ehrfurcht gemacht werden. Dabei bezeichnet man sich mit dem Symbol des Leidens Christi für die menschlichen Sünden. Deshalb muss es mit größter Ehrfurcht und Aufmerksamkeit ausgeführt werden. Ein nachlässiges Ausführen des Kreuzzeichens gilt als Sünde.

IN DER KIRCHE.

Wenn wir die Vorhalle betreten, bekreuzigen wir uns noch einmal, denn hier befinden sich bereits heilige Ikonen. Es ist nicht nötig, jede Ikone zu küssen, man sollte sich jedoch der Heiligkeit des Ortes bewusst werden und jegliches Gespräch, das sich nicht auf die Kirche bezieht, unterlassen.
Durch die Vorhalle betreten wir die Kirche. Wir gehen einige Schritte nach vorn, um diejenigen, die nach uns eintreten, nicht zu behindern. Dann wenden wir uns zum Altar, d. h. nach Osten, und machen drei Kreuzzeichen mit kleinen Verbeugungen.
Anschließend kann man zum Kerzentisch gehen, an dem Kerzen, Bücher und andere religiöse Gegenstände verkauft werden. Sie können dort Bekannte begrüßen oder dem Geistlichen eine Frage stellen. Wenn Sie jedoch während des Gottesdienstes in die Kirche kommen, sollten Sie niemanden begrüßen und bis zum Ende des Gottesdienstes auch nicht sprechen.
Sie können die gekauften Kerzen zu den Ikonen stellen, sofern die Kerzenständer leicht zugänglich sind. Wenn die Kirche überfüllt ist, ist es besser, die Kerzen weiterzureichen und dabei die Ikone zu nennen, zu der die Kerze gestellt werden soll. In der Regel steht vor jeder großen Ikone ein Kerzenständer. Auf einem Pult in der Mitte der Kirche liegt die Festtagsikone, die das gefeierte Ereignis (z. B. die Auferstehung des Herrn) oder einen Heiligen darstellt, dessen Gedächtnis die Kirche an diesem Tag begeht. Gehen Sie nach Möglichkeit zuerst zu dieser Ikone, um sie zu küssen. Eine Ikone küsst man wie folgt: Bekreuzigen Sie sich zweimal mit einer Verbeugung, küssen Sie die Ikone ehrfürchtig und bekreuzigen Sie sich danach noch einmal mit einer Verbeugung. Wenn der Gottesdienst beginnt, nehmen Sie einen Platz ein, an dem Sie angenehm beten können. Während des Gottesdienstes sollten Sie Ihren Platz nicht verlassen.

WIE MAN EINE IKONE KÜSSEN SOLL.

Bei einer Ikone des Erlösers küsst man die Füße Christi. Bei einem Brustbild werden die Hände geküsst und bei einer Darstellung nur des Antlitzes, beispielsweise auf dem nicht von Menschenhand geschaffenen Bildnis Christi, wird der Rand des Tuches geküsst, auf dem das Antlitz Christi zu sehen ist. Genauso andächtig küsst man die Ikonen der Gottesmutter und der Heiligen. Das Gesicht des Heilands, der Gottesmutter und der Heiligen selbst darf jedoch nicht geküsst werden. Auf einer Ikone können mehrere Heilige dargestellt sein. Es genügt jedoch, die Ikone einmal zu küssen, um die anderen Gläubigen nicht aufzuhalten und den Anstand in der Kirche nicht zu verletzen. Wenn Sie die Darstellung der Kreuzigung Christi, heilige Reliquien oder eine besonders verehrte Ikone der Gottesmutter küssen möchten, können Sie zuvor niederknien (Proskynesis). Wenn viele Leute anstehen und es für einen solchen Kniefall keinen Platz gibt, seien Sie nicht enttäuscht. Sie können zu einem anderen Zeitpunkt eine Proskynesis durchführen. Verbeugen Sie sich jetzt jedoch nur in Gedanken bis zum Boden, denn der Herr sieht alles. Wenn sehr viele Menschen vor einer Ikone stehen, bemühen Sie sich, nicht länger als nötig vor der Ikone zu verweilen. Denken Sie immer an die anderen, die die Ikone ebenfalls küssen möchten. Wenn Sie für die Gesundheit Ihrer Verwandten oder Freunde beten möchten, können Sie eine Kerze vor einer beliebigen Ikone des Heilands, der Gottesmutter oder eines anderen Heiligen entzünden. Wenn Sie hingegen für die Seelenruhe eines Verstorbenen beten möchten, müssen Sie eine Kerze auf den Tisch für die Verstorbenen (Kanon) stellen. Dieser steht in der Regel im westlichen Teil der Kirche, unweit des Eingangs. Auf ihm stehen ein Kreuz, das die Kreuzigung Christi darstellt, und viele Kerzen.
Nachdem Sie die heiligen Ikonen verehrt haben, können Sie Bekannte begrüßen und ihnen zum Festtag gratulieren, sofern kein Gottesdienst stattfindet. Es ist jedoch wünschenswert, dass Sie sich nur über geistliche und kirchliche Themen unterhalten. Irdisches und Alltägliches sollte außerhalb der Kirche bleiben.
Wenn Ihnen eine Frage gestellt wird, seien Sie geduldig und helfen Sie. Stören Sie die anderen aber nicht im Gebet und lenken Sie sie nicht vom Gottesdienst ab. Verschieben Sie das Gespräch wenn möglich auf einen Zeitpunkt nach dem Gottesdienst.
Für Menschen, die mit der kirchlichen Ordnung nicht vertraut sind, ist es oft schwer zu wissen, an wen sie sich in der Kirche mit einer Frage wenden sollen. Zunächst können Sie sich an die Personen wenden, die in der Kirche arbeiten. Gewöhnlich sind sie vom Pfarrer bevollmächtigt, die grundlegendsten und einfachsten Fragen zu beantworten.
In den meisten Kirchen gibt es heute beim Eingang einen oder mehrere Stände, zum Beispiel Kerzentische. Meistens sind es zwei, rechts und links vom Eingang. Bei jedem von ihnen stehen Verkäuferinnen. Hier werden Kerzen, Ikonen, Bücher und Kreuze verkauft und Namenszettel entgegengenommen. Hier können Sie Ihre Fragen stellen. Es ist jedoch besser, sich an Kleriker zu wenden.

DAS GEBETSGEDENKEN (Kommemoration).

Es gibt verschiedene Formen des kirchlichen Gebets. So kann man beispielsweise eine Bittandacht (Moleben) für die Gesundheit seiner Angehörigen bestellen. Während dieses Gebets gedenken wir aller orthodoxen Christen und beten für ihre Gesundheit und ihr Heil. Wenn jemand getauft ist, können Sie seinen Namen auf einen Zettel schreiben, damit ein Priester, Diakon oder anderer Kleriker für ihn betet.
Was heißt „eine Bittandacht bestellen”? Sie schreiben die Namen der Personen, für die Sie beten möchten, auf einen Zettel, z. B. Ihre Familie, Sie selbst oder Ihre ganze Verwandtschaft. Diesen Zettel geben Sie am Kerzentisch ab und sagen, welcher Fürsprecher in dieser Bittandacht angerufen werden soll: der Erlöser (d. h. der Herr Jesus Christus), die Gottesmutter (eventuell vor einer ihrer Ikonen) oder ein anderer Heiliger (z. B. der heilige Nikolaus oder die Großmärtyrerin Katharina). Ein Moleben kann auch eine Dank- oder Bittandacht für Reisende oder Kranke sein. Ein Moleben kann auch eine Wasserweihe beinhalten. Es gibt Bittandachten vor dem Beginn schwieriger Dinge, z. B. vor dem Beginn des Schuljahres. All dies können Sie mit dem Mitarbeiter der Kirche besprechen, dem Sie den Namenszettel übergeben.
Sie können Ikonen zu einem Moleben mit bestellter Wasserweihe mitbringen, um sie weihen zu lassen. Um Ihrer verstorbenen Verwandten zu gedenken, können Sie außerdem eine Totengedächtnisandacht (Panichida) bestellen. In der Kirche wird aller getauften verstorbenen Christen gedacht. Wenn Menschen nicht getauft sind, kann die Kirche nicht für sie beten. Für die Panichida schreiben Sie einen Namenszettel wie für ein Moleben, nur müssen Sie auf diesem Zettel vermerken „Für die Seelenruhe” (d. h. für ihren ewigen Frieden im Himmelreich). Die Namenszettel sollten nach Möglichkeit leserlich und sorgfältig beschrieben werden, damit der Priester die Namen leicht lesen kann. Noch besser ist es, wenn die Zettel ästhetisch ansprechend gestaltet sind. Einen solchen Zettel wird der Priester mit großem Vergnügen lesen und vielleicht auch aufbewahren, um der dort angeführten Lebenden und Verstorbenen noch mehrmals im Gebet zu gedenken. Er sieht dann, mit welchem Eifer Sie diesen Zettel geschrieben haben und wie viel Liebe Sie für die lebenden bzw. verstorbenen Menschen empfinden.
Die Panichida ist ein kurzer Gottesdienst, der vollständig dem Gedenken der Verstorbenen gewidmet ist. Auf einem Zettel dürfen niemals die Namen von Lebenden und Verstorbenen zusammen angeführt werden, dies muss auf zwei verschiedenen Zetteln geschehen. Nachdem in der Kirche für alle auf den Zetteln angeführten Personen gebetet wurde, werden diese Zettel gewöhnlich im Kirchenofen verbrannt und die Asche in der Erde vergraben.
Das Gebetsgedenken ist am bedeutendsten bei der Göttlichen Liturgie. Nähere Informationen dazu finden Sie im Kapitel „Der Gottesdienst”. Während der Gabenbereitung (Proskomidie) wird sowohl der Lebenden als auch der Verstorbenen gedacht. Dies ist das intensivste Gebetsgedenken. Die Zettel für ein solches Gedenken werden ebenfalls dort entgegengenommen, wo man ein Moleben oder eine Panichida bestellt. Sie werden genauso ausgefüllt wie für ein Moleben.
Wenn jemand krank ist, schreibt man beispielsweise „der kranken Tamara” oder „der kranken Marina”. Wenn es sich um einen Säugling handelt, sollte man „des Säuglings Johannes” oder „des Säuglings Anastasia” schreiben. Genauso wie die Namen der Erwachsenen werden auch die Namen der Säuglinge und Kleinkinder in der Vollform und nicht in der Kurzform geschrieben. Wenn Sie den orthodoxen Namen nicht kennen, schreiben Sie den Namen so, wie die betreffende Person gerufen wird. Wenn die Namen derjenigen, von denen Sie genau wissen, dass sie getauft sind, nicht orthodox sind oder Sie die orthodoxen Namen nicht kennen, wird der Priester die Namen möglicherweise nicht laut aussprechen, sondern still für sich für diese Menschen ungefähr so beten: „Gedenke, o Herr, Deines Dieners, dessen Namen Du selbst kennst!” In jedem Fall wird der Priester aber an diesen Menschen denken, wenn Sie neben dem nichtorthodoxen Namen in Klammern schreiben, dass diese Person getauft ist. Ein solches Gebet hat die gleiche Wirkung, als hätten Sie den orthodoxen Namen gewusst.
Zettel für die Proskomidie oder ein Gebetsgedenken bei der Liturgie können verschiedene Preise haben. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf die Wirkung des Gebets, die immer gleich bleibt. Zweifeln Sie nie daran, dass Ihr Zettel gelesen wird und die Namen der darin Verzeichneten von Gott gehört werden! Wenn Sie in die Kirche kommen und einen Namenszettel abgeben, können Sie sicher sein, dass der Herr Ihr Gebet erhören wird.
Manchmal geben Gläubige, die oft in einer Kirche sind, statt Namenszetteln sogenannte Gedenkbüchlein ab. Dabei handelt es sich um kleine Heftchen, in denen Platz für das Eintragen der Namen ist: Im ersten Teil für die Lebenden und im zweiten für die Verstorbenen. Solche Gedenkbüchlein werden in der Kirche aufbewahrt. Nur in Ausnahmefällen nehmen Gläubige sie mit, z. B. um weitere Namen einzutragen oder um Namen aus dem ersten Teil in den zweiten zu übertragen, wenn ein Verwandter oder Bekannter gestorben ist.
Wenn Sie keine Zeit haben, können Sie auch einen Namenszettel in der Kirche lassen und selbst weggehen. Es ist jedoch besser, bei der Liturgie anwesend zu sein, wenn Ihrer Angehörigen gedacht wird, ebenso auch beim Moleben oder bei der Panichida. Dann kommt zu dem kirchlichen Gebet auch Ihr eigenes Gebet hinzu, und dies ist zweifellos gut für Sie und Ihre Angehörigen.

(Книга о церкви: Лоргус,Дудко)

(использованы кадры из фильма “Азбука Православия”)

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