Bei der heiligen Ölung, auch Krankensalbung genannt, erfleht die Kirche für einen Kranken die Gnade Gottes, die durch Salbung mit geweihtem Öl die Krankheiten der Seele und des Leibes heilt. Fast jeder weiß, was Krankheit ist. Selbst diejenigen, die in ihrer Jugend völlig gesund waren, verlieren im Alter ihre Gesundheit und sterben schließlich. So sind die Gesetze unserer Welt, in der die Sünde das Leben zerstört. Die unvermeidliche Folge der Sünde sind Krankheiten und Tod. Es ist sinnlos, den Körper zu heilen, wenn die Seele krank ist. Früher oder später kehrt der Körper zur Erde zurück, aus der er geschaffen wurde; der Geist aber geht zu Gott, um ihm Rechenschaft abzulegen für alles Gute und Böse, das er im irdischen Leben getan hat. Deshalb darf man, wenn man den Körper heilen will, die Seele nicht vergessen. Selbst wenn sich erfahrene Ärzte um unsere Gesundheit bemühen, schenkt Gott die Heilung. Wenn Er es nicht will, werden alle Anstrengungen der Ärzte umsonst sein. Umgekehrt hat der Herr die Macht, jeden Menschen nach seinem Glauben zu heilen – den ganzen Menschen, sowohl die Seele als auch den Körper –, selbst wenn kein Arzt den Kranken berührt. Das Sakrament der Krankensalbung soll uns, wenn wir den Körper heilen, daran erinnern, auch die Seele und den Grund der Krankheit – die Sünde – nicht zu vergessen. Im Rituale steht geschrieben, dass dieses Sakrament „schwer Kranken” gespendet wird, obwohl viele nach dem Rat ihrer Beichtväter jedes Jahr zur Krankensalbung gehen, da das Sakrament nicht nur zur Heilung des Leibes, sondern in erster Linie zur Heilung der Seele dient. Die Spendung dieses Sakraments bedeutet jedoch nicht, dass man aufhören sollte, Medikamente einzunehmen oder einen Arzt aufzusuchen, denn wenn Heilung durch einen Arzt geschieht, so ist auch dies von Gott. Oft wird die Krankensalbung mit der Beichte und Kommunion verbunden. Steht der Kranke vor dem Tod, empfängt er zuerst das Sakrament der Buße und die Kommunion, dann die Krankensalbung. Wenn der Kranke jedoch nicht in Todesgefahr ist, beichtet er gewöhnlich zuerst und wird anschließend gesalbt. Den Regeln nach müsste das Sakrament der Krankensalbung im Namen der Fülle der Kirche von sieben Presbytern, also Priestern, gespendet werden. Deshalb heißt es auch Soborovanie (vom kirchenslawischen Wort „sobor” für „Versammlung”). Deshalb ist der Ritus des Sakraments in sieben Teile geteilt. In jedem einzelnen Teil werden spezielle Gebete und je eine Perikope aus den Apostelbriefen und den Evangelien gelesen. Jedoch hat heute eine Pfarrei selten sieben Priester. Gewöhnlich wird das Sakrament daher von einem Priester gespendet, besonders wenn es im Haus des Kranken geschieht. Die Kirche erlaubt dies im Notfall, wenn die volle Anzahl von Priestern nicht zur Verfügung steht. In diesem Fall liest ein einziger Priester im Namen der gesamten Versammlung alle vorgesehenen Gebete und Lesungen.
DER RITUS DES SAKRAMENTS.
Das Sakrament der Krankensalbung wird auch Soborovanie genannt, da es von sieben Priestern gespendet wird, also von der „Versammlung” der Priester. Die Zahl „sieben” ist in der Kirche heilig und hat eine tiefe Bedeutung. So gibt es sieben Sakramente, die sieben Gaben des Heiligen Geistes und sieben ökumenische Konzilien. „Ist einer von euch krank? Dann sollen die Ältesten der Gemeinde zu ihm gerufen werden; sie sollen für ihn beten und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben.“ Dieses Gebot des Apostels Jakobus wird im Sakrament der Krankensalbung erfüllt: Nach der Lesung des Evangeliums und der Gebete wird die erste Salbung vollzogen. Der Priester taucht einen Pinsel in das Öl und salbt damit kreuzförmig die Stirn, die Nase, die Wangen, die Lippen, die Brust und die Hände des Kranken. Dabei liest der Priester ein besonderes Gebet: „Heiliger Vater, Arzt der Seele und des Leibes, du hast deinen einziggeborenen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, gesandt, der alle Krankheit heilt und vom Tod erlöst. Heile auch deinen Diener (deine Dienerin) (Name) von der ihn (sie) umgebenden körperlichen und seelischen Krankheit und belebe ihn (sie) durch die Gnade deines Christus.“ Bei jeder folgenden Salbung mit Öl wird das Gleiche wiederholt. Es werden Abschnitte aus den Apostelbriefen gelesen, anschließend das Evangelium. Dann liest der nächste Priester Gebete und salbt den Kranken – und das sieben Mal. Nach der siebten Salbung stellen sich die Priester im Kreis um den Kranken. Der erste öffnet das Evangeliar und legt es so auf den Kopf des Kranken, dass sich der Kopf zwischen den geöffneten Seiten befindet. Er liest ein Gebet, in dem er sagt, dass nicht er, der Priester, seine sündige Hand auf das Haupt des Kranken legt, sondern „deine machtvolle und kräftige Hand, die in diesem heiligen Evangelium ist”. So unterscheidet sich dieser Ritus übrigens von der Praxis vieler Heiler, die mit ihren eigenen Händen heilen. Im Weiteren bittet er um Vergebung der Sünden und Gesundheit für den Kranken. Während der Lesung dieses Gebetes wiederholt der Kranke ständig „Herr, erbarme dich”. Nach kurzen Abschlussgebeten verneigt sich der Kranke dreimal vor den Priestern und spricht: „Segnet mich, heilige Väter, und vergebt mir, dem Sünder!”
((Книга о церкви: Лоргус,Дудко))
(использованы кадры из фильма “Азбука Православия”)