Mit dem Sakrament der Ehe segnet die Kirche das Brautpaar für sein gemeinsames Leben sowie für die Geburt und Erziehung ihrer Kinder. Dabei müssen der Bräutigam und die Braut Gott versprechen, einander das ganze Leben treu zu bleiben. Selbstverständlich muss ein solches Versprechen freiwillig und ohne Zwang abgegeben werden, denn die Ehe ist ein Abbild der Verbindung Christi mit der Kirche. Warum das so ist und warum die Ehe zwischen Mann und Frau der mystischen Verbindung Christi mit der Kirche gleicht, ist ein großes Geheimnis – aber so ist es nun einmal. Der Bräutigam und die Braut sollten sich der Wichtigkeit dieses Augenblicks bewusst werden, wenn der Priester sie bei der Feier des Sakraments im Namen des Herrn krönt. Von diesem Moment an sind sie nicht mehr zwei verschiedene Menschen, sondern „ein Leib”, den niemand zerstören soll oder darf. „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen”, lesen wir im Evangelium. Tatsächlich ist die Scheidung der Eheleute nicht nur vor den gemeinsamen Kindern eine Sünde, sondern auch vor Gott und seiner Kirche. Sie ist eine Verletzung und Missachtung der Heiligkeit des Sakraments und somit eine Gotteslästerung.
WIE DIE EHE BEGRÜNDET WURDE.
Im ersten Buch der Bibel wird beschrieben, wie Gott aus Erde den ersten Menschen, Adam, erschaffen hat und wie Er ihm eine Helferin schuf, Eva, d. h. Leben. “Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt”, so lautet Gottes Wort, das uns im ersten Buch Mose überliefert wurde. “Seidfruchtbar und vermehrt euch “, trug Gott dem ersten Ehepaar auf, von dem die gesamte Menschheit stammt.
„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt“, so lautet Gottes Wort, das uns im ersten Buch Mose überliefert wurde. „Seid fruchtbar und vermehrt euch“, trug Gott dem ersten Ehepaar auf, von dem die gesamte Menschheit abstammt.
„Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein.“ Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. So spricht der Herr. Was kann stärker sein als die Verbindung zwischen einer Mutter und ihrem Kind? Doch auch diese Verbindung tritt in den Hintergrund, wenn eine Ehe geschlossen wird. Der Mensch verlässt Vater und Mutter und gründet eine neue Familie. Selbstverständlich sind die Verpflichtungen der Kinder gegenüber ihren Eltern nicht aufgehoben, aber die Verbindung zwischen Mann und Frau hat Vorrang. Selbst Vater oder Mutter haben kein Recht, die Eheleute zu trennen oder in ihren Konflikten die Hauptautorität zu sein. Die Eheleute regeln alles untereinander und mit Gott. Denn nur ihnen ist die Gnade der Ehe gegeben. Diese sakramentale Gnade leitet und erleuchtet sie in schwierigen Phasen des Ehelebens, die niemandem erspart bleiben.
Der Mann ist das Haupt der christlichen Familie. Bei der Trauung wird aus dem Apostelbrief gelesen, in dem es heißt, dass der Mann seine Frau wie sich selbst lieben muss, die Frau aber ihren Mann fürchten soll. Beides ist untrennbar miteinander verbunden: weder die Liebe des Mannes noch die Furcht der Frau, die natürlich keine gewöhnliche Furcht (Angst) ist, denn diese existiert für jemanden, der liebt, nicht. Es ist die gleiche Furcht, wie sie der Mensch vor Gott hat, Ihn durch seine Sünden zu beleidigen. Gott liebt die Menschen und jeder Christ sollte fürchten, diese Liebe zu verletzen. Ebenso sollten die Männer ihre Frauen lieben und die Frauen sollten fürchten, diese Liebe zu zerstören. Übrigens: „Weder der Mann ohne die Frau noch die Frau ohne den Mann.”
Im Christentum wird die Familie eine “kleine Kirche” genannt. Die Beziehungen in der Familie zwischen allen ihren Mitgliedern sollten nicht nur auf das Alltagsleben ausgerichtet sein. Die Familie ist ein christliches Geheimnis, und nicht umsonst steht das Sakrament der Ehe an ihrem Beginn; sie hat durch die sakramentale Gnade Bestand und schöpft aus ihr Kraft. Eine echt christliche Familie hilft jedem Mitglied, ein vorbildliches Glied der Kirche zu sein, und stört dabei nicht. Das wichtigste Fundament der christlichen Familie sind natürlich die Liebe und der orthodoxe Glaube, die Mann und Frau zu Verbündeten im Geist machen, ihre Taten und Gedanken beflügeln, sie zu einem gemeinsamen Ziel führen und mit der Zeit nicht altern wie die körperliche Anziehungskraft. “Wunderbar ist das Joch zweier gläubiger Menschen “, schrieb der bekannte christliche Schriftsteller Tertullian, “die ein und dieselbe Hoffnung haben, die nach ein und denselben Regeln leben, die dem einen Herrn dienen. Sie beten gemeinsam, sie fasten gemeinsam, sie lehren und ermahnen einander. Sie sind gemeinsam in der Kirche, gemeinsam beim Abendmahl des Herrn (d. h. der Liturgie), gemeinsam in Trauer und Verfolgung, in der Buße und Freude. Sie sind Christus gefällig, und Er schickt ihnen Seinen Frieden. Und wo zwei in Seinem Namen sind, ist kein Platz für das Böse. Und selbstverständlich ist eine echt christliche Ehe nicht anstößig oder abzulehnen. Der Apostel Paulus mahnt, falschen Lehrern keinen Glauben zu schenken, die in der Endzeit die Ehe verbieten wollen.
WANN DARF MAN HEIRATEN?
In der Orthodoxen Kirche wird das Sakrament der Ehe nicht an jedem Tag gespendet. Trauungen finden nicht statt: während aller vier Fastenzeiten, am Tag vor den Fasttagen Mittwoch und Freitag (d. h. am Dienstag und Donnerstag), am Vortag des Sonntags (d. h. am Samstag) sowie am Vortag der großen Festtage. So wird sichergestellt, dass der Abendgottesdienst vor den Festtagen nicht versäumt wird und nicht durch Vergnügungen und das Festmahl behindert wird. Ebenso finden keine Trauungen am Vortag und am Tag der Enthauptung bzw. Auffindung des Hauptes Johannes des Täufers, am Vortag und am Tag der Kreuzerhöhung sowie in der Osterwoche und zwischen Weihnachten und Epiphanie statt. Gemäß diesen Regeln kann man sonntags, montags, mittwochs und freitags heiraten, sofern keine Fastenzeit ist.
WER KANN GEKRÖNT WERDEN?
Gekrönt werden können Getaufte, die eine Ehe eingehen und Gott das Versprechen geben möchten, dass diese Ehe ihr ganzes Leben lang gilt. Die zukünftigen Eheleute dürfen gegenüber anderen durch kein Eheversprechen verpflichtet sein. Darüber befragt der Priester die Eheleute ausdrücklich bei der Trauung. Die zukünftigen Eheleute dürfen weder in Bluts- noch in geistlicher Verwandtschaft zueinander stehen. Diese Frage kann nur der Priester klären. Er überprüft, ob kirchliche Ehehindernisse bestehen, beispielsweise, ob der Bräutigam und die Braut in einem geistlichen Verwandtschaftsverhältnis zueinander stehen und ob beide den christlichen Glauben bekennen.
((Книга о церкви: Лоргус,Дудко)) (использованы кадры из фильма “Азбука Православия”)