† Deutschsprachige russisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Hamburg

Belehrungen

Gott ist ein Feuer, das Herz und Leib erwärmt und entflammt. Wenn wir in unserem Herzen eine Kälte, die vom Satan herrührt, da der Satan selber die Kälte ist, verspüren, so rufen wir den Herrn. Und Er kommt und erwärmt unsere Herzen durch die vollkommene Liebe, nicht nur zu ihm, sondern zu allen unsern Nächsten. Und vor dem Angesicht der Wärme schwindet die Kälte dessen, der das Gute hassen muss, dahin.
Wo Gott ist, dort hat das Böse keinen Raum. Heilsam und seiner Seele dienlich ist dem Menschen alles, was von Gott kommt, und führt ihn zum strengen Urteil gegen sich selbst und damit zur Demut.
Gott offenbart uns Menschen seine Liebe nicht nur, wenn wir das Gute tun, sondern auch dann, wenn wir ihn mit unsern Sünden beleidigen und erzürnen. Wie geduldig erträgt er unsere Verfehlungen! Und wenn er straft – wie straft er barmherzig!
Zum ersten soll man an Gott glauben „dass er sei und denen, die ihn suchen, ein Vergelter sein werde” (Hebr. 11,6). Der Glaube ist der Anfang unserer Vereinigung mit Gott. Wer wahrhaft glaubt, ist ein Eckstein am Tempel Gottes, vorherbestimmt im Himmel für das Schaffen Gottes des Vaters durch die Macht Jesu Christi, nämlich durch sein Leiden am Kreuz, und erhoben durch die Hilfe der Gnade des Heiligen Geistes.
„Der Glaube ohne Werke ist tot” (Jak 2,26), die Werke des Glaubens aber sind Liebe, Friede, Geduld, Barmherzigkeit, Demut, Tragen des Kreuzes und Leben im Geist. Nur solcher Glaube wird als der rechte gewertet. Der wahre Glaube kann nicht ohne gute Werke sein; wer wahrhaft glaubt, der muss auch Gutes wirken.
Alle, die in der sichern Hoffnung auf Gott leben, sind zu ihm emporgehoben, und der Glanz des ewigen Lichtes durchleuchtet sie. Die wahre Hoffnung sucht nur das Reich Gottes und glaubt, daß alles, was das zeitliche Leben an irdischen Dingen braucht, ihm auch gewisslich gegeben wird. Das Herz wird keine Ruhe finden, wenn es nicht in dieser Hoffnung leben kann.
Wer die vollkommene Liebe zu Gott erlangt hat, lebt dieses irdische Leben so, als ob er nicht sei. Fremd sich fühlend vor allem Sichtbaren, erwartet er geduldig das Unsichtbare. Er verwandelt sich in der Liebe zu Gott und läßt alle Dinge, die ihm anhängen, weit hinter sich.
Wer sich liebt, kann Gott nicht lieben. Und wer sich selbst nicht liebt aus Liebe zu Gott, der allein liebt Gott. Wer in Wahrheit Gott liebt, betrachtet sich als einen Wanderer und Fremdling auf dieser Erde, denn bei seinem Hineilen zu Gott schaut er in der Seele und im Geist nur ihn allein. Erfüllt von der Liebe zu Gott fürchtet die Seele nicht den Fürsten der Luft (Satan), wenn sie scheidend den Leib verlässt, sondern fliegt mit den Engeln empor, wie aus einem fremden Land nach der Heimat.
Der Mensch, der gewillt ist, den Weg des heiligen Nüchternseins zu gehen, soll als erstes Gottesfurcht in sich haben, denn sie ist der Anfang der Allweisheit. Seinem Geiste mögen aber allzeit die prophetischen Worte eingeprägt sein: „Dienet dem Herrn mit Furcht und freuet euch mit Zittern!” (vgl. Ps 2,11) Er soll seinen Weg schreiten mit höchster Vorsicht und Ehrfurcht vor allem, was heilig ist, und ohne nachzulassen in seinem Tun. Sonst muss er befürchten, dass an ihm in Erfüllung gehe, was gesagt ist: „Verflucht sei, der des Herrn Werk lässig tut!” (Jer. 48,10)
Es gibt zwei Arten der Furcht: Wenn du das Böse nicht tun willst, so fürchte den Herrn und tue es nicht. Wenn du aber das Gute tun willst, so fürchte den Herrn und tue es.
Niemand kann die Gottesfurcht erlangen, wenn er sich nicht zuvor von allen zeitlichen Sorgen freigemacht hat. Wenn der Verstand ganz ohne Sorgen ist, dann rührt ihn die Furcht Gottes an und bringt ihn zur Liebe der Gnade des Herrn.
Die Gottesfurcht erlangt der Mensch, der allem, was in der Welt ist, entsagt, alle seine Gedanken und Gefühle sammelt und im Gottschauen und in der Wonne der den Heiligen versprochenen Glückseligkeit versinkt.
Man kann nicht ganz der Welt entsagen und den Zustand der geistigen Schau erreichen, indem man in der Welt bleibt. Denn solange die Leidenschaften nicht beruhigt sind, kann die Seele keinen Frieden finden. Aber die Leidenschaften werden sich nicht legen, solange wir noch rings von Dingen umgeben sind, die die Leidenschaften hervorrufen. Um zur vollkommenen Leidenschaftslosigkeit und Abgeschiedenheit der Seele zu kommen, muß man sich ständig im geistigen Versenken und im Gebet üben.
Die vollkommene Abgeschiedenheit ist ein Kreuz, auf das sich der Mensch mit seinen Leidenschaften und Lüsten ausstrecken soll.
Um das Licht Christi im Herzen zu empfangen und zu fühlen, muß man sich so weit wie möglich von allen sichtbaren Dingen entfernen. Wenn man die Seele, im innigen Glauben an den Gekreuzigten, durch Buße und gute Werke gereinigt hat, muss man die leiblichen Augen schließen, den Verstand ins Herz versenken und unablässig den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen: „Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner.” Dann findet nach dem Maß seines Eifers und des Erglühens des Geistes zum Geliebten der Mensch im Anrufen des Namens ein Entzükken, das in ihm den Willen erweckt, die höchste Erleuchtung zu suchen.
Wenn der Verstand in solchen Übungen lange genug verbleibt und das Herz stille wird, dann strahlt das Licht Christi auf und erleuchtet den Tempel der Seele mit dem Göttlichen Licht, wie der heilige Prophet Malachias im Na¬men Gottes sagt: „Euch, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit.” (Mal 3,20)
Dieses Licht ist das Leben: „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.” (Joh 1, 4)
Sobald der Mensch das ewige Licht in sich schaut, wird sein Verstand rein und ledig aller irdischen Vorstellungen; vollkommen im Schauen der unerschaffenen Güte versunken, vergißt er die ganze Sinnenwelt, möchte auch sich selbst nicht sehen, sondern sich tief im Herzen der Erde verbergen, um nur das wahre Heil, Gott, nicht zu verlieren.

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