† Deutschsprachige russisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Hamburg

Toten-Gedächtnisgottesdienst

GEBETE FÜR STERBENDE.

20090425-223635Das Gebet der Kirche beginnt schon am Sterbebett. Dem Sterbenden werden die Sakramente der Buße, Kommunion und Krankensalbung gespendet. Wenn die Krankheit schwer ist und lange dauert und der Mensch auf den Tod als die Erlösung vom Leiden wartet, er aber noch nicht eintritt, so bittet die Kirche Gott, die Seele des Kranken zu sich zu nehmen und vom Körper zu trennen. Dafür besteht in der Kirche der “Gebetsritus zur Trennung der Seele vom Körper”. Der Priester bittet Gott: “Erlöse Deinen Diener von der unerträglichen Krankheit und von der sich durch sie seiner bemächtigenden bitteren Schwäche und schenke ihm dort Ruhe, wo die Seelen der Gerechten wohnen…” Für den Zeitpunkt der Trennung der Seele vom Körper gibt es in der Kirche einen besonderen Bittkanon “Zum Auszug der Seele”. In ihm betet die Kirche im Namen des Sterbenden zu Gott, zur Gottesmutter und den Engeln um Begnadigung und Errettung seiner Seele.”Wie die Regentropfen entschwinden schon langsam meine kurzen und bösen Tage, die sich mit den Jahren verringert haben. Gebieterin, rette mich!” -so beginnt der Bittkanon. Zum Abschluss betet der Priester um die Befreiung der Seele des Sterbenden von allem, was sie gefangen gehalten hat, von jedem Fluch, um die Vergebung der Sünden und um die Ruhe der Seele mit den Heiligen.

VORBEREITUNG ZUR BEERDIGUNG.

Die Seele des Menschen ist zu Gott gegangen, sein Körper aber bleibt hier. Er ist von Gott aus Erde erschaffen worden und muss in die Erde zurückkehren. Nach dem Tod wird der Körper gewaschen und bekleidet. Die Hände werden auf der Brust kreuzförrnig zusammengelegt: die rechte Hand über der linken. Der Sarg wird mit Weihwasser besprengt. Zu Hause wird der Körper des Verstorbenen mit dem Gesicht zu den Heiligenbildern aufgebahrt, d. h. nach Osten hin, so dass der Tote, könnte er die Augen öffnen, vor sich die heiligen Ikonen sehen würde. In der Kirche kann man ein Band aus Papier und ein Tuch erwerben. Auf dem Papierband ist der Erlöser mit der Gottesmutter und Johannes dem Täufer dargestellt; es ist ein Symbol für den Lorbeer-‘” kranz, den der Herr für Seine Gerechten bereit hält. Dieses lange Papierband wird über die Stirn des Toten gelegt. Der Sarg wird mit dem gesegneten Tuch bedeckt als Zeichen dafür, dass der Verstorbene unter dem Schutz der Kirche steht. In die Hände des Verstorbenen wird eine Ikone des Erlösers so gelegt, dass die Darstellung zu seinem Gesicht zeigt. Sonst braucht man nichts in den Sarg zu legen. Vor dem Verstorbenen wird bis zur Beerdigung der Psalter gelesen. Sofort nach dem Tod, noch vor der Aussegnung, kann man für den Verstorbenen Totengedächtnisandachten (Panichiden) feiern. Am ersten Tag kann man in die Kirche gehen und eine Totengedächtnisandacht bestellen und für die Liturgie einen Zettel mit dem Namen des Verstorbenen (“des jüngst verstorbenen Dieners Gottes… “) abgeben. Panichiden können vor und auch nach dem Begräbnis gefeiert werden. Die Aussegnung jedoch findet nur einmal statt.

DIE AUSSEGNUNG.

20090425-225105-kopieNach den kirchlichen Regeln ist es vorgeschrieben, den Verstorbenen in Begleitung eines Priesters vom Haus in die Kirche zu tragen, mit Kerzen in den Händen und unter dem Gesang: “Heiliger Gott, Heiliger Starker, Heiliger Unsterblicher, erbarme Dich unser.” Heutzutage ist dies aber meist nicht möglich: die Kirche ist zu weit entfernt. Deshalb wird der Verstorbene nicht getragen, sondern in die Kirche geführt und für die Aussegnung in der Mitte der Kirche gegenüber der Königstüraufgestellt, mit dem Gesicht zum Altar und den Ikonen. Nach dem Ende der Liturgie werden den Anwesenden Kerzen gegeben (diese sollten vorher von den Angehörigen des Verstorbenen in der Kirche gekauft werden). Die Königstür wird für die Aussegnung geöffnet, und der Priester tritt aus dem Altarraum. Dem Ritus der Aussegnung nach, d. h. der von der Kirche eingeführten Ordnung nach, wird zuerst das 17. Kathisma aus dem Psalter gelesen, danach werden die Troparien für den Verstorbenen gesungen. Zwischen diesen Teilen werden Ektenien für den Verstorbenen gelesen, d. h. Bitten für den eben erst Verstorbenen. Danach folgt der Kanon-Hymnus mit dem Refrain “Lass ruhen, 0 Herr, die Seele Deines entschlafenen Dieners (oder Deiner entschlafenen Dienerin oder Deiner entschlafenen Diener).” In den Kanon-Hymnus werden auch kleine Ektenien für den Verstorbenen eingefügt. Nach dem Kanon-Hymnus werden die Makarismen (Seligpreisungen) mit Troparien gesungen und die Epistel und das Evangelium gelesen. Nach dem Evangelium wird das Absolutionsgebet gesprochen, in dem die heilige Kirche den jüngst Entschlafenen durch den Priester von allen Flüchen, Schwüren, Verwünschungen und von allen Sünden losspricht (wenn der Mensch vor seinem Tod Zeit gehabt hat zu bereuen). Dieses Gebet, das auf Papier geschrieben ist, wird dem Verstorbenen in die rechte Hand gegeben. Die Aussegnung endet mit dem Abschied vom Toten. Alle, die gekommen sind, um sich von ihm zu verabschieden, verbeugen sich vor dem Sarg bis zur Erde und küssen die Stirn des Verstorbenen, d. h. das Papierband, das auf der Stirn liegt. Während der Verabschiedung singt der Chor Gesänge gleichsam im Namen des Verstorbenen. Nach der Verabschiedung bedeckt der Priester das Gesicht des Verstorbenen für immer mit einem Tuch und streut Erde darauf, d. h. er übergibt den Verstorbenen der Erde. Der Sargdeckel wird geschlossen, die Aussegnung ist beendet. Unter dem Gesang “Heiliger Gott…” wird der Sarg aus der Kirche hinausgetragen und auf den Katafalk gestellt.
Wenn der Priester auf Bitten der Verwandten zum Friedhof mitfährt, wird die gesamte Prozession der Überführung des Verstorbenen vom Katafalk zum Grab mit Beräucherung und dem Gesang “Heiliger Gott…” begleitet. Beim Grab wird eine kurze Litija (Gebet für den Verstorbenen) gefeiert, und der Sarg wird unter Gesängen in das Grab hinuntergelassen. Alle halten dabei üblicherweise brennende Kerzen in den Händen. Der Gesang kann so lange wiederholt werden, bis über dem Grab ein kleiner Hügel aufgeschüttet ist und Blumen und Kränze das Grab bedecken. Jetzt wünschen alle dem Versorbenen das Himmelreich und gehen weg.

((Книга о церкви: Лоргус,Дудко))

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