Fastenzeit im Jahreskreis

DIE FASTENZEITEN IN DER ORTHODOXEN KIRCHE

Die Kirche hebt die Fastenzeiten als besondere Zeiten hervor, in denen sich Christen durch Gebet, Beichte und Empfang der heiligen Gaben Christi um die Läuterung von Seele und Leib bemühen. Während der Fastenzeiten enthält man sich üppiger Speisen wie Fleisch, Milch und Eier, manchmal auch Fisch.
Man unterscheidet zwischen eintägigen und mehrtägigen Fastenzeiten.
Zu den mehrtägigen gehören: die Große Fastenzeit, die Apostelfastenzeit, die Fastenzeit vor Mariä Entschlafung und die Fastenzeit vor Weihnachten.
Zu den eintägigen Fastenzeiten gehören die Fasttage am Mittwoch und Freitag jeder Woche, mit denen an den Verrat und das Todesleiden des Erlösers erinnert wird.

Dennoch gibt es an einigen Mittwochen und Freitagen kein Fasten. Dies ist in folgenden Wochen der Fall: in der Woche nach Ostern, die als ein einziger lichtvoller Tag gilt, in der Woche nach Pfingsten, in den Heiligen Tagen, d. h. den Tagen zwischen Weihnachten und der Taufe Christi (ausgenommen der letzte Tag vor der Taufe Christi, der Vortag von Epiphanie), in der Woche des Zöllners und Pharisäers in der Vorfastenzeit sowie in der Butterwoche unmittelbar vor der Großen Fastenzeit, obwohl in dieser Woche bereits Fleisch nicht erlaubt ist. Weitere eintägige Fasttage sind: das Fest der Kreuzerhöhung am 27. September, der Tag der Enthauptung des Täufers und Vorläufers Johannes am 11. September sowie der Vortag von Epiphanie am 18. Januar.

DIE GESCHICHTE DER FASTENZEITEN.

Das Fasten existierte schon zu Zeiten des Alten Testaments und auch die ersten Christen begannen mit der Gründung der Kirche zu fasten. Damit folgten sie dem Beispiel Jesu und der Apostel. Die ältesten kirchlichen Schriftsteller bestätigen, dass die Apostel die erste vierzigtägige Fastenzeit einführten. Fastenzeit zur Erinnerung an Mose und den Erlöser begründeten, die beide vierzig Tage in der Wüste gefastet haben. Daher kommt der Name „Große Fastenzeit”.
Einige Theologen glauben, dass das Fasten ursprünglich vierzig Stunden betrug. In alten christlichen Büchern aus dem 11. und 3. Jahrhundert wird der Brauch erwähnt, zwei Tage lang zu fasten. Die Fastenzeit vor Ostern dauerte sechs Tage, wie der heilige Dionysios von Alexandrien berichtet.
So entstand allmählich die Große Fastenzeit, wie sie heute besteht. Laut Kirchenhistorikern nahm sie ihre endgültige Gestalt an, als es Brauch wurde, die Neubekehrten zu Ostern zu taufen und sie durch eine lang andauernde Fastenzeit auf den Empfang des Sakraments vorzubereiten. Aus brüderlicher Liebe zu diesen nahmen schließlich alle Gläubigen an diesem Fasten teil.
Bereits im 4. Jahrhundert gab es die Fastenzeit in der gesamten Kirche, sie begann jedoch nicht überall zur gleichen Zeit und dauerte nicht überall vierzig Tage. Das Fasten war sehr streng. Der frühchristliche Schriftsteller Tertullian berichtet, dass nur Brot, getrocknetes Obst und Gemüse erlaubt waren – und das auch erst nachmittags. Diese Nahrungsmittel wurden als „trockenes Essen” bezeichnet. Tagsüber trank man nicht einmal Wasser. Im Osten hielt sich diese Art des Fastens bis ins 12. Jahrhundert, danach wurden neben Gemüse auch Fisch und einige Geflügelarten als Fastenspeisen erlaubt.
Jede Freude und jede frohe Feier wurden als Bruch des Fastens gewertet. Die allgemeine Regel beinhaltete Enthaltsamkeit von üppigen Speisen und den maßvollen Gebrauch der erlaubten Lebensmittel. In den folgenden Zeiten tauchten Irrlehren auf. Eine davon hielt das Fasten für die Hauptpflicht des Christen, eine andere verneinte seine Bedeutung hingegen gänzlich. Die kirchlichen Regeln, die die Erfahrungen der ersten Jahrhunderte verallgemeinern, verurteilen nicht nur diejenigen, die das kirchliche Fasten ohne gesundheitliche Notwendigkeit übertreten, sondern auch diejenigen, die behaupten, dass der Genuss von Fleisch an Feiertagen eine Sünde sei, und den Verzehr von Fleischspeisen überhaupt verurteilen, selbst wenn dieser erlaubt ist.
Während der Großen Fastenzeit wurden in den christlichen Ländern alle Arten von Schauspielen verboten, Bäder und Geschäfte wurden geschlossen und der Handel mit Fleisch und anderen in der Fastenzeit verbotenen Lebensmitteln wurde eingestellt. Es durften nur Waren verkauft werden, die absolut notwendig waren. Selbst Gerichtsverhandlungen wurden unterbrochen. Die Christen übten Wohltätigkeit. An diesen Tagen wurden Sklaven oft in die Freiheit entlassen oder von der Arbeit befreit. (mehr darüber erfahren)

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