Kirche zu Hause (Hausgebete)

Die Familie wird oft als „kleine Kirche“ oder „Hauskirche“ bezeichnet. Für gläubige Menschen beginnt die Kirche im Gotteshaus, wo sie an den Sakramenten teilhaben. Doch nach den Gottesdiensten findet die Kirche jenseits der Kirchentür ihre Fortsetzung, besonders in der christlichen Familie. Gerade hier, unter den uns nahestehenden und verwandten Menschen, zeigt sich, ob wir echte Christen sind.
In der eigenen Familie herrscht eine größere Offenheit als unter fremden Menschen oder Freunden. Wie ein Mensch tatsächlich ist, kann man oft am besten daran erkennen, wie bei ihm die Kinder aufwachsen und wie das familiäre Zusammenleben ist. Was steht bei ihm an erster Stelle: Gott oder der Wunsch, Profit zu machen? Die Kirche oder der Wunsch, sich modisch und teuer zu kleiden? Der Glaube oder leidenschaftliches Vergnügen?
Die Familie ist die Schule der selbstständigen christlichen Frömmigkeit. Während in der Kirche eine allgemein verbindliche Ordnung und Regeln herrschen, gibt sich der Mensch zu Hause selbst die Regeln und achtet auf sich selbst. Das Hauswesen ist somit der Bereich der Selbsterziehung und Selbsterkenntnis. Das Haus, die Familie, ist das segenspendende Reich der menschlichen Liebe, in dem die besten menschlichen Eigenschaften heranreifen. Es ist ein kompliziertes geistliches Feld der Beziehungen zwischen den nächsten Verwandten und zu sich selbst, eine Schule des Willens und des Geistes.

DIE BEZIEHUNGEN IN DER FAMILIE. Zu den Geboten, die Gott Mose auf dem Berg Sinai gab, gehörte auch das Gebot der Ehrfurcht vor den Eltern: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.“
Dieses Gebot verbietet nicht nur die Missachtung der Eltern, sondern verheißt auch eine Belohnung für seine Erfüllung: Wohlstand und langes Leben. Wer also lange und glücklich leben möchte, muss seine Eltern ehren und sich hüten, sie zu kränken oder zu beleidigen.
Das Gebot bezieht sich nicht nur auf die leiblichen Eltern, sondern auf alle älteren oder höhergestellten Menschen: Großmütter und Großväter, Lehrer, Erzieher, Vorgesetzte sowie Priester und geistliche Väter. Sie zu ehren ist ein Gebot Gottes. Sich damit zu rechtfertigen, dass die Eltern oder Vorgesetzten schlecht und böse seien und sich das Gebot Gottes auf sie folglich nicht erstrecke, ist nicht erlaubt. Unsere Aufgabe ist es, das zu erfüllen, was uns betrifft. Dafür werden wir unseren Lohn erhalten. Die Eltern und Vorgesetzten haben jedoch ihre eigenen, von Gott auferlegten Pflichten. Für deren Erfüllung tragen sie die Verantwortung. Wenn sie ihren Pflichten nicht oder nicht in der von uns für notwendig erachteten Weise nachkommen, befreit uns dies nicht von unseren Pflichten ihnen gegenüber.
Selbstverständlich kann ein gut meinender, aber willensschwacher und in geistlichen Belangen uninteressierter Mensch die Erziehung der Kinder den nichtgläubigen Großeltern überlassen und sich mit der Überfülle an Arbeit und Stress rechtfertigen. In diesem Fall sind Enttäuschungen und sogar Tragödien in der Familie unvermeidlich. Die Erziehung der Kinder, die Haushaltsführung und die Organisation des gesamten Familienlebens auf christliche Weise sind Aufgabe der Eltern.
Das Neue Testament sagt uns eindeutig, dass der Mann das Haupt der Hauskirche sein soll. Er wirkt auf dem Tätigkeitsfeld seiner Familie zusammen mit seiner Gattin, die ihm hilft und die er liebt wie sich selbst.
In der Heiligen Schrift wird die Beziehung zwischen Mann und Frau mit der Beziehung zwischen Christus und der Kirche verglichen. „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat … Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche“ (Eph 5,25.32).
Durch Selbstentsagung und die Gemeinschaft mit dem anderen erfüllt die Ehe eine wichtige Aufgabe bei der Formung der menschlichen Persönlichkeit. In der Ehe kann der Mensch Egoismus und Stolz überwinden. Wenn er sich an seinen Partner „bindet”, kann er gemeinsame menschliche Erfüllung erfahren.
Jedes Mitglied der Familie hat seine eigenen Pflichten. Der Apostel Paulus erinnert die Kinder daran, die Eltern zu ehren: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern, wie es vor dem Herrn recht ist.“ – „Ehre deinen Vater und deine Mutter – das ist ein Hauptgebot, und ihm folgt die Verheißung –, damit es dir gut geht und du lange lebst auf der Erde.“
Die Eltern haben ihre eigenen Pflichten: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Weisung des Herrn“ (Eph 6,1–4).

((Книга о церкви: Лоргус,Дудко); фото Дмитрий Володарский)

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